.Rhomberg Bau. / über Synergien, nachhaltiges Bauen und die Effectuation-Methode
Was machen die Vorarlberger*innen anders?
Wie kommt ein Land, das ca. 4,4% der österreichischen Bevölkerung ausmacht, auf solch einen überdurchschnittlichen Anteil an Exporten, Gästenächtigungen, Sachgüterproduktion, ausgebildeten Lehrlingen und Gastarbeitern im Vergleich. Ist es die Nähe zu Deutschland und der Schweiz? Sind und denken die Unternehmer*innen anders als die restlichen Österreicher*innen? Ich will es genau wissen und suche das Gespräch mit Hubert Rhomberg, Geschäftsführer der Rhomberg Gruppe, die insgesamt 40 Tochterunternehmungen umfasst. Eins wird klar, er ist nicht müde, für seine Überzeugungen einzustehen und sich für seine Herzensprojekte stark zu machen.
Weg vom Silo-Denken hin zur Synergien-Schaffung
Die Baubranche. Ein Apparat, der oft schwerfällig daherkommt. Einem Baukonzern vorzustehen und das eigene Tun trotzdem zu hinterfragen erfordert Mut. In diesem Fall geht es um die Ressource Holz, die sukzessive Beton in der Branche als nachhaltige Alternative ablösen soll. Mit der 2010 gegründeten Tochter Cree Buildings wurde es verstanden, neue Technologien für ein ressourceneffizientes Bauen zu nutzen. Die Säuler für den hybriden Holzbau bilden eine Open Source Datenbank aus bereits realisierten Holzbau-Projekten, Kooperation und neuen technischen Möglichkeiten. Hier können digitale Gebäude-Zwillinge mit den vorhandenen Plänen vorab online modulweise selbst zusammengestellt und auf der grünen Wiese real gebaut werden. Das spart nicht nur für alle Seiten Zeit und Geld in der Planung, Fertigung und Montage, sondern ist auch eine Lösung für den Fachkräftemangel, der sich auch durch diese Branchen zieht. Der Vorfertigungsgrad mit Holz ist ein viel Größerer, sodass Synergien optimal genutzt werden können. Alleine 80% CO2 Ersparnis über den gesamten Prozess sprechen für sich.
Man merkt, hier will ein Team nicht nur eine Branche, sondern auch ein bisschen die Welt verändern. Synergien nutzen, Gemeinschaften bilden, um sich gegenseitig zu (unter)stützen. Wissen austauschen, statt horten. Das liegt in der vorarlbergischen DNA, auch wenn der Nutzen vielen erst innerhalb der letzten Jahrzehnte klar wurde. Die Zeiten des Patent-Hortens sind vorüber, da wir gerade jetzt auf die großen Probleme wie die Klimakrise rasch umsetzbare Lösungen brauchen. Das ist auch die Kernbotschaft von Hubert Rhomberg, die er mit seinen Einsätzen ausdrücken will.
Gerade weil in der Rhomberg-Gruppe in alle Richtungen gedacht wird, erzählt mir Eva-Maria Feuerstein mehr über das jüngste Projekt, die TalentZone. Die TalentZone bringt Talente mit sinnvollen Projekten zusammen, die zukunftsweisend sind. Zur Auswahl gibt es derzeit Projekte im Umfeld von “Blue Economy”, “Gesundheitsbewusstsein”, “Intelligente Zukunft”, “Neue Wissensgesellschaft” und “Vernetzte Zusammenarbeit”. Projekte entstehen einerseits aus der Rhomberg Gruppe selbst heraus, aber auch hier möchte man die Plattform für Ideen von außen öffnen. Mit dieser Initiative versucht man neue Wegen im Kampf gegen den Fachkräftemangel zu gehen und wiederum Synergien zu schaffen. Mit vorhandenen Stärken und Leidenschaften, die in uns allen stecken und der Überzeugung, dass jeder von uns etwas für ihn/sie Sinnvolles beitragen möchte, geht man bedacht an das Thema ran. Auch beim Aufbau dieser neuen Karriere-Plattform nutzen Eva-Maria und ihr Team Wissen, das bereits zur Verfügung steht.
Im Aufbau von Lösungen wird die “Effectuation”-Methode gewählt. Die klassische Herangehensweise wäre, einmal ein Ziel zu definieren, das den höchsten Ertrag verspricht und danach die dafür notwendigen Mitteln (Finanz, Mitarbeiter*innen, Maschinen etc.) aufzutreiben.
In unsicheren Zeiten rasch ins Tun kommen
Bei Effectuation geht die Unternehmerin davon aus, dass sich ein bestimmter Umsatz nicht voraussagen lässt. Deshalb rechnet sie mit “verkraftbaren” Einsätzen/Verlusten. Es sollte also nur investiert werden, was man bereit ist zu verlieren. Mit den eigenen Mitteln schnell ins Handeln kommen ist die Devise. Der Unterschied ist, dass man sich die eigenen Mitteln ansieht und ins Handeln kommt, ohne ein genau festgelegtes Ziel zu verfolgen.
Die Leitfragen zu Beginn lauten:
Wer bin ich?
Was kann ich?
Wen kenne ich?
Es wird im Prozess sehr rasch dazu übergegangen, Partnerschaften/Kooperationen zu bilden. Zufälle positiv anzunehmen und Nutzen aus dem Überraschenden zu ziehen, sollte das Mindset sein. Machbares wird also aktiv gestartet. Gerade jetzt, wo wenig vorhersehbar ist und die Planung morgen schon anders aussehen könnte, ein spannender Weg, Dinge zu gestalten. Ein Beispiel dazu unter: https://www.effectuation.at/biontech-und-der-corona-impfstoff-effectuation-in-lightspeed/
Das diese Methode auch bei TalentZone wirksam ist, merkt man auch an der Kern-Team-Zusammenstellung. Hier wurden Akteure aus der Wissenschaft, aus der Kreativwirtschaft, regionalen Öko-System Größen (https://plattform-v.io/) und Unternehmerinnen, die in visionäre Projekte investieren wollen, ins Boot geholt. Um gesellschaftlich sinnvolle Projektideen zu fördern und für neue Generationen, die sich mit ihrem Job identifizieren wollen, einen Platz zu finden. Auch Hubert Rhomberg gibt Gründer*innen eine Chance mit ihren Ideen starten zu können, die an andere Stellen nicht finanziert werden würden. Weil er überzeugt ist, dass diese Unternehmer*innen bereit sind, die Durststrecke zu gehen und die Motivation umso höher ist, durchzubeißen. Wer sich also an solchen Vorhaben beteiligen möchte, sollte rasch ins Handeln kommen.
Was bleibt: Vorhandene Mittel und Kontakte werden in Vorarlberg demnach nicht ungenutzt gelassen. Vielleicht ist diese Art des “Schaffa” auch das Erfolgsrezept.